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Der Lichthag
Der Lichthag, der sich von den Ausläufern des Finsterkamm
bis hinauf in die höchsten Gipfel mit ihren steilen und unwirtlichen Tälern
zieht, offenbart, den Vegetationsstufen folgend, eine hohe Differenzierung in
Flora und Fauna. Ausgehend von einer Mittelgebirgslandschaft, wie sie in
Hundsgrab und Dergelstein noch vorherrschend ist, mit Schweinsmast und dem
bescheidenen Anbau von Kohl, Rüben und Futterpflanzen für den Eigenbedarf,
verdichten sich die Wälder, je näher man den Steillagen der Berge kommt, immer
mehr. Schlehen, Ebereschen und Esskastanien weichen Tannen, Eiben und Fichten.
Findet man in den tiefer gelegenen Regionen noch Pilze
und Waldbeeren, so verdichtet sich das Unterholz immer mehr und erschwert sogar
die allerorts betriebene Holzwirtschaft. Kaum ein Fleck, an dem man noch auf den
allseits beliebten Waldmeister trifft.
Nahe der Baumgrenze weichen die Nadelbäume letztlich den
Koniferen und Krüppelarten, die sich an die steilen Hänge krallen und mit
ihren verwachsenen Ästen im treibenden Nebel allzu oft wie gebeugte Menschen
wirken.
Im Lichthag liegen die Baronie
Beldenhag, Baronie Dergelstein mit Gut
Boronshof, Baronie Finsterkamm mit Gut
Schroffenstein, Baronie Finsterrode
mit Gut Schwertsleyda, Baronie
Greifenhorst mit Gut
Breitenhof, Baronie Helbrache, Baronie
Hundsgrab mit Burg Pechackern, Baronie Nebelstein und
Baronie
Schnayttach mit Gut Pilzhain.
Der
Finsterkamm
Wegscheide
zwischen den zivilisierten Landen und unwegsamer Wildnis voller unwägbarer
Gefahren ist der Finsterkamm, jener hohe Gebirgszug, der voll düsterer Majestät
die Landschaft in seinem Schatten beherrscht.
Kühn
erheben sich die bis zu 2500 Schritt hohen Kalksteingipfel in den Himmel,
bizarre, steinerne Massive, die so unheilverkündende Namen wie Schwarzkuppe,
Sturmhöhe, Nebelstein, Orkenmaul und Drachenkopf tragen. Dem Wanderer eröffnet
sich eine Welt voller schroffer Schönheit, jähe Felswände, die hunderte von
Schritt in die Höhe ragen, tief eingeschnittene Täler, so eng, daß kaum ein
Strahl Sonne an den Grund vordringt, zerklüftete Geröllhalden, vor denen man
sich tunlichst hüten sollte, sind sie doch ein trügerisches Terrain. Die
Flanken der Berge sind von Höhlen zerklüftet, die sich bis tief in das Innere
des Massivs erstrecken können, natürliche Labyrinthe voller Geheimnisse.
Und
doch, so düster sich der Finsterkamm üblicherweise seinem Betrachter zeigt,
bisweilen, wenn Praios just sein Antlitz über die Gipfel erhebt und das
Morgenlicht die Welt in einen sanften gold-rosafarbenen Schein taucht, wenn dann
die Frühnebel in zarten Schwaden aus den Tälern aufsteigen, dann zeigt sich
einem das Massiv in atemberaubender Schönheit.
Am
Fuße und an den niedriger gelegenen Hängen des Finsterkammes wachsen düstere
Wälder, beherrscht von hohen Tannen, Lärchen, Fichten und Firunsföhren, durch
deren Nadelkleid sommers wie winters nur vereinzelt ein Sonnenstrahl dringt.
Hier
läßt es sich besser vorankommen als in den Forsten in den Niederungen, gedeiht
in dem dämmerigen Zwielicht doch nur wenig Unterholz. Allein es hilft einem
wenig, führen die Wege führen doch ins Niemandsland, einmal abgesehen von der
Straße nach Lowangen, dem Saljethweg, einem Paß, der schon den Elfen bekannt
war, die einstmals hier gesiedelt haben. Außerdem gibt es einige kleinere Pässe,
so den Nebelpaß, der durch den Untergang der thuranischen Legion zu trauriger
Berühmtheit gelangt ist. Die meisten anderen aber sind nur wenigen Wanderern, Jägern
und Fallenstellern bekannt.
Steigt
man höher hinauf in die Berge, wird die Vegetation merklich dünner, müssen
die mächtigen Nadelbäume Krüppelkiefern und niedrigem Gebüsch weichen, bis
schließlich das Klima so rauh geworden ist, daß allein noch Gräser und
Flechten sich auf den nackten Felshängen behaupten können.
Nur
selten sieht man die Gipfel klar im Praiosschein, meist umwölken dunkle Wolken
die Häupter der Bergriesen oder es liegt ein Dunstschleier in der Luft. Der
Finsterkamm gilt als ein launisches, zorniges Gebirge, das eifersüchtig darauf
bedacht ist, daß die Menschen sich nicht allzu keck vorwagen. Plötzlich
auftretender Nebel, der unversehens die schmalen Pfade durch einen alles
verdeckenden Schleier verhüllt, und einem jegliche Orientierung raubt, hat
schon manchen Wanderer überrascht. Dann heißt es niederkauernd und ausharren,
bis es aufklart, will man nicht einen Fehltritt riskieren. Wenn, ja wenn nicht
zugleich ein eisiger Hauch von den Höhen niederfährt, der einen binnen von
Atemzügen bis auf die Knochen durchfriert, und einen zwingt, sich tastend einen
Weg hinab zu suchen.
Auch
plötzliche Hagel- und Schneestürme sind manchem Reisenden schon zum Verhängnis
geworden, zumal der Finsterkamm sich um die Jahreszeit nicht schert. Wenn ihm
nach einem Unwetter ist, so sagt man im Volksmund, dann schneit es auch einmal
im Rahja dichte Flocken, die einem der wütende Wind um die Ohren peitscht, bis
einem Hören und Sehen vergeht.
Im
Winter gehen nur Narren ins Gebirge, so sagt man. Dann nämlich, wenn das ganze
Land unter einem dichten Kleid aus mannshohem Schnee liegt, hält Firun eiserne
Wacht über die Berge. Wo vormals enge Pfade zu erkennen waren, liegt nunmehr
eine glatte eisige Schneefläche vor einem, jungfräulich und ohne jeden Fehl.
Wehe aber demjenigen, der so dumm ist, seinen Fuß auf den vermeintlich sicheren
Grund zu setzen. Wie viele Ungestüme und Tollkühne haben schon ihr Leben
lassen müssen, wenn sich unter dem festen Schnee eine Spalte auftat oder sie
mit einem Schneebrett in die Tiefe stürzten. Auch Lawinen haben schon manchen
in den Tod gerissen, der sich auf sicherem Wege wähnte. Erst vor drei Jahren
fanden ein paar Händler mit ihren Tragtieren ein schreckliches Ende, als sie in
den Höhen des Saljethpasses vom Schnee verschüttet wurden.
Altenau
Breitenau Greifener
Land Harschenheide Märkischer
Reichsforst
Die Palette der
Speisepilze, die in den dichten Wäldern wachsen, ist ungemein breit gefächert
und reicht von den begehrten Dergelsteiner Trüffeln über Steinpilze und
Schwammerln bis hin zu Pfiffenstock und Bitterling. Auch giftige Pilze
finden sich zu Hauf und schon so mancher Fremde beschloss sein Leben nach
einem reichhaltigen Mahl selbstgepflückter Waldpilze.
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